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Dr. Holger Strohm wurde von der CDAK (Christliche Demokraten gegen Atomkraft, über 1000 Mitglieder der CDU/CSU) als letztes «Universalgenie» Deutschlands bezeichnet. Er wurde von
Hunderten Persönlichkeiten – Nobelpreisträgern, Unternehmern, Politikern aus über einem Dutzend Länder für drei verschiedene Nobelpreise nominiert. Strohm hat amerikanische Behörden, US-Senatoren, den Innenausschuss des Deutschen Bundestages, UNO-Gremien und Premierminister beraten. Olof Palme machte er zum Atomgegner und entwickelte für ihn die «Skandinavische Schule», die als das erfolgreichste Schulsystem der Welt gilt.
Im Ausland wurde er schon mit Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Nietzsche verglichen und selbst Teile der CDU/CSU sahen in ihm das letzte Universalgenie Deutschlands. Doch wird er in unserem Land inzwischen wie ein Aussätziger behandelt, totgeschwiegen und auf vielfältige Art drangsaliert. „Die Zeit“ bezeichnete den Familienvater und Opa als milden, humorvollen Eiferer mit einer profunden Sachkenntnis auf vielen Gebieten. Der Zeitung galt er damals als jemand, der sich engagiert und kämpferisch für demokratische Rechte einsetzt, der darauf beharrt, das jedem Menschen das Recht auf eine eigene Meinung zusteht.
Wenn Holger Strohm in ein Thema einsteigt, dann geht er tief in die Materie und erst, wenn er das alles verstanden und gewichtet hat, bringt er es in eine für den Leser verständliche Form. So auch hier mit dem Thema Krebs.
Strohms Buch „Ich habe Krebs – was nun?“ ist mit seinen Daten und Fakten nicht nur ein objektives Informations-Archiv zu praktisch allen schulmedizinischen und alternativmedizinischen Therapien. Er beleuchtet kenntnisreich, aber gut verständlich die Vor- und Nachteile und die Chancen, die sie bieten.
Aber er sieht hierin auch eine große Aufforderung. Es kann nicht nur um das Reparieren von Schäden gehen: Notwendig ist ein Gesundheitssystem, das seinen Namen verdient. Es muss dazu beitragen, dass Menschen weniger krank werden, jedenfalls muss es auf Vorsorge und Verringerung der pathogenen Verhältnissen in Wirtschaft und Gesellschaft hinwirken. Verhältnisse, in denen die soziale und natürliche Mitwelt nicht den Anforderungen der Nachhaltigkeit entspricht, müssen reformiert werden – in der Arbeit, der natürlichen Mitwelt oder der Mobilität, die mit ihrer ständigen Beschleunigung in den gigantisch wachsenden Stau fährt.
Das moderne Gesundheitssystem ist in erster Linie auf die Heilung von Krankheiten fixiert, weniger auf den Erhalt von Gesundheit. Daraus entstand eine Krankheitsindustrie. Um es in Anlehnung an Max Weber (1864 – 1920) zu sagen: Der Arzt kann sich den Zwängen ihrer Maschine „nur schwer entziehen“. Deshalb müsste es der modernen Gesundheitspolitik auch darum gehen, den Freiheitsraum des Arztes – wie auch der Assistenten, Pfleger und wer sonst dazu gehört – gegenüber dem Apparat zu erweitern, nicht nur hinsichtlich seiner Rechte und Möglichkeiten, sondern auch zur Humanisierung von Wirtschaft und Gesellschaft.
Natürlich leisten viele Ärzte eine großartige Arbeit, oftmals sind es wunderbare Menschen, mitfühlend und empathisch. Viele von ihnen engagieren sich in beispielhafter Weise in wichtigen gesellschaftlichen Fragen wie Ärzte gegen den Atomtod oder Ärzte ohne Grenzen, wobei das nur zwei Beispiele sind. Auch der Autor dieses Buches, das sich kritisch mit der Krankheitsindustrie und speziell mit der Krebstherapie auseinandersetzt, ist dem Berufs-stand eng verbunden, sein Sohn und seine Frau sind Ärzte. Holger Strohm hat sich beim Schreiben des Buches natürlich auch mit Ärzten beraten und sie um Rat und Durchsicht gebeten.
Holger Strohm kritisiert in seiner bekannt gründlichen Art das technisch hoch gerüstete, für die Allgemeinheit bald fast schon unbezahlbare und hierarchisch aufgebaute Gesundheitssystem, das nicht zuletzt auch dadurch angetrieben wird, möglichst hohe Fall-zahlen und Gewinne zu erzielen. Und er kritisiert, dass es sich fälschlicherweise Gesundheitssystem nennt, wobei selbst der Be-griff der Gesundheitsindustrie irreführend wäre, denn tatsächlich ist es eine Krankheitsindustrie. Und dieser „Industrie“ geht es in erster Linie um hohe Gewinne – je höher umso mehr.
Vor einigen Jahren versuchten die Unternehmensplaner eines großen deutschen Pharmakonzerns, die möglichen Reaktionen der Fraktionsspitzen im Bundestag zu erkunden, wenn die Firma mehrere Tausend Beschäftigte entlassen würde, um – wie der US-Konkurrent Pfizer – nur noch mit Medikamenten auf dem Arzneimittelmarkt vertreten zu sein, die durch hohe Renditen auch hohe Börsenkurse ermöglichten. Die Globalisierung der Märkte würden eine derartige Neuausrichtung notwendig machen. Auch in diesem Unternehmen hatten die Forscher immer weniger das Sagen, sondern die Betriebswirte und Finanzplaner. Ihr Kalkül war klar: Hohe Arbitragegewinne durch Spekulation mit den Aktienmärkten. Von ihnen sind keine heiligen Schwüre zu hören, dass der Mensch im Mittelpunkt stünde. Das überlassen sie der Werbung.
Besonders unappetitlich ist das Milliardengeschäft mit dem Krebs. Es stellt die Frage: Gibt es ein Genug, wenn es um die Gesundheit der Menschen geht? Wer bestimmt das nach welchen Kriterien? Sollten wir lernen, aufzuhören zu therapieren, nicht, weil uns die medizinischen Mittel fehlen, sondern weil sie für geringe Zeitgewinne zu leidvoll und zu teuer werden, für den Kranken und für die Gesellschaft? Und weil es Maßnahmen gibt, mit denen viel mehr zu erreichen ist, aber nicht so viel zu verdienen ist? Und: Ist die Krebs-Industrie mit ihren Mitteln immer auch Hilfe oder wo werden die Grenzen zur Geschäftemacherei überschritten?
Derart grundsätzliche, dringende und zutiefst menschliche Fragen, die unter dem ökonomischen Interessensdiktat untergehen, sind durchaus real als Konsequenz eines offenkundigen Systemversagens. An diesem Punkt, sich zu hinterfragen, ist die -, in der es sicher auch Fortschritte gab, heute angekommen. Krebs betrifft die zahlenmäßig stärkste Bevölkerungsfraktion in einem Alter, in dem Überlebensängste zunehmen. Schon bald werden jedes Jahr eine halbe Million Menschen die Diagnose Krebs erhalten, die allermeisten jenseits des Renteneintrittsalters. Dann werden Millionen Krebspatienten und Krebsüberlebende unter uns leben. Die Krankenhäuser sind heute voll von ihnen, in vielen Kliniken ist bald schon jeder Zweite ein Krebspatient.
Holger Strohm sieht die Zukunft im Würgegriff der Pharmaindustrie. Die wenigen Großkonzerne, die das Geld und die Möglichkeiten besitzen, die mehr als dreihundert Krebsmedikamente, die in der Pipeline sind, weiterzuentwickeln, haben die sicherste Zukunft, die man sich in der Branche denken kann. Sie sind gleichsam Monopolisten, die die Preise für zugelassene neue Medikamente so hoch festsetzen, wie sie sie in den Verhandlungen mit den Krankenkassen durchsetzen können. Die erwarteten Einnahmen gehen über den Deckungsbeitrag der Forschungs-, Entwicklungs-, Herstellungs- und Vertriebskosten weit hinaus. Ein Milliardengeschäft, von dem wenige Konzerne viel profitieren.
Das Buch von Holger Strohm öffnet die Augen über den Zusammenhang zwischen Krebs, einer alternden Gesellschaft und der Herausbildung eines Marktes, der von weniger Akteuren dominiert wird. Wie die Pharmaindustrie mit den Krebspatienten umgeht, ist ein dunkles Kapitel.